(ho) Die Studie »Office Settings« der vielgerühmten Fraunhofer IAO- und Office 21-Macher beleuchtet die positiven und negativen Wirkungen unterschiedlicher Arbeitsformen und -umgebungen und bietet damit zugleich wichtige Handlungshinweise – für alle, die Büros einrichten.
Die Studie heißt „Office Settings“, was so viel wie Analyse der gegenwärtigen Bürosituation bedeutet. Bei der Lektüre muss man sich wundern, wie weit in deutschsprachigen Landen die überwiegend gerade vom Fraunhofer IAO in den letzten Jahren selbst prognostizierten „Settings“ bereits eingetreten sind. Dabei gewinnt der Leser aber auch den Eindruck einer erheblichen Diskrepanz zwischen den von Herstellern und Handel gelieferten Ausstattungen und Planungen einerseits sowie der geschilderten „Fraunhofer-Realität“ andererseits. Es mag an der Qualität der von Fraunhofer Befragten liegen, die deutlich höher ist als bei konventionellen „Mainstream-Betrieben.“
Wo arbeiten wir wie gut?
Die Fraunhofer-Realität jedenfalls ist angenehm. Wo arbeiten wir? Im Büro, am Couchtisch oder im Zug? Arbeitspflicht und feste Arbeitszeiten waren gestern, Smartphones und Tablet-PCs ermöglichen ein räumlich autonomes, selbstbestimmtes Arbeit. Tatsächlich? Die Studie „Office Setting“, die auf einer Befragung als Teil der laufenden Studienreihe zur Gestaltung unserer Arbeits- und Bürowelt im Rahmen des Verbundprojekts „Office 21“ basiert, hält sich nicht mehr mit dem „stimmt“ oder „stimmt nicht“ auf, sondern beleuchtet, den Fortschritt als selbstverständlich hinnehmend, die positiven und negativen Wirkungen unterschiedlicher Arbeitsformen und -umgebungen. Für potentielle Anwender ergeben sich daraus konkrete und, soweit sich das sagen lässt, zukunftssichere Handlungshinweise.
Mehr Flexibilität – mehr Work-Life-Balance – mehr Zufriedenheit
Ein paar Highlights: Wir arbeiten bereits sehr autonom, behauptet die Studie. Über 50 Prozent der Befragten sind zeitlich autonom, und mehr als 80 Prozent wählen selbst, mit welchen Mitteln und Methoden sie ihre Arbeitsziele erreichen. Aber: lediglich 40 Prozent können selbst entscheiden, wo sie arbeiten. Das ist ein eklatanter Widerspruch zu der unbezweifelbar richtigen weiteren Erkenntnis, dass selbstbestimmtes Arbeiten zufriedener macht. Das Ergebnis einer multiplen Regressionsanalyse beweist, dass es signifikante Zusammenhänge gibt: Wer seine Arbeit individuell gestalten kann, erlebt eine höhere Work-Life-Balance, mehr Motivation und erreicht mehr Leistung. Grundsätzlich gilt: Wer zufrieden ist, arbeitet motivierter und leistungsfähiger – eine eigentlich sattsam bekannte Weisheit.
Insofern erstaunt es immer wieder, dass darauf von Arbeitgeberseite durchaus nicht immer geachtet wird. Dabei lassen sich auf dem Wege der Attraktivität mit der Arbeits- und Bürogestaltung beispielsweise viel leichter qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und an sich binden: der Beschäftigte identifiziert sich mit dem Unternehmen und intensiviert dessen Erfolg. Die Befragung zeigt, dass Mitarbeiter bei einer sehr geringen Zufriedenheit mit ihrer Arbeitsumgebung eine deutlich schwächere Bindung an das Unternehmen haben.
Territorial contra temporär
Diskutiert wird heute auch immer öfter über die Frage, ob derjenige, der über einen oder keinen fest zugewiesenen Arbeitsplatz verfügt, besser oder schlechter arbeitet. Demotivation und Leistungsverlust? Die Studie vergleicht beide Arbeitsplatzkonzepte miteinander und kommt zu dem – sicher für beide Seiten überraschenden – Ergebnis, dass es keine Unterschiede bei den Erfolgsfaktoren gebe. Die Fraunhofer-Experten raten: Wer auf flexible Konzepte umstellt, sollte dies sehr konsequent und unter Einbindung der Mitarbeiter tun; bekanntes Stichwort: Change Management.
Großer Optimierungsbedarf bei der Büroeinrichtung
Noch etwas Widersprüchliches hält die Studie bereit: Mitarbeiterzufriedenheit resultiert auch aus der Büroumgebung, „ein überaus wichtiges Aktionsfeld, um Mitarbeiter positiv zu beeinflussen“. Und: „In unserer flexiblen Arbeitswelt wird das klassische Büro immer wichtiger – und das, obwohl wir dort immer weniger Zeit verbringen“. Die Fraunhofer Office 21-Apologeten waren allemal Freunde der Büroeinrichtungsindustrie, schließlich rekrutiert sich daraus ein Teil ihrer Kunden-Zielgruppe. Sie setzen denn auch noch eins drauf: „Die Studie zeigt, dass lediglich 20 Prozent der Befragten mit ihrer Büroumgebung sehr zufrieden sind und weitere 42 Prozent eher zufrieden. Allerdings gibt es bei rund 40 Prozent der Teilnehmer (an der Office 21-Befragung) noch ein enormes Optimierungspotenzial bei der Gestaltung ihrer Arbeits- und Büroumgebungen“.
Wir schicken ein stilles Dankgebet…
Download des Kurzberichts zur Studie „Office Settings“
Link zur Studien-Umfrage: www.settings.web-erhebung.de
Weitere Informationen zum Projekt unter: www.office21.de