(ho) Frauenzimmer.de hat sich die schöne Headline „wer länger sitzt, stirbt früher“, die jeden Büroeinrichter entzücken müsste, einfallen lassen - nach der Lektüre des frischen DKV-Reports 2016. Freilich ließe sich auch sagen: Wer nichts dazu lernt, stirbt schneller. Nachgewiesen wurde nämlich eine gewisse Kausalität zwischen Bildungsabschluss einerseits und einem Leben als träger Fernseh-Coachpotato andererseits.
Doch auch insgesamt sind die von den Deutschen Krankenkassen und GFK nach Befragung von 2800 Personen gelieferten Daten erschreckend. Man mag es nämlich fast nicht glauben, dass sich – laut Ergo-Starwissenschaftler Ingo Froboese von der Sporthochschule Köln, der die DKV-Studie leitete – die arbeitenden deutschen Menschen allenfalls zweieinhalb Stunden pro Woche richtig bewegen und Sport treiben. Gut zwei Stunden! Trotz Dauerwarnungen in allen Medien vor Bewegungsverweigerung und Überfressung: „Schreibtischarbeiter“ sitzen elf Stunden am Tag, wo, wie und worauf auch immer.
Das muss natürlich so nicht sein. Man könne nämlich, sagt das dem Sender RTL nahestehende Online-Portal Frauenzimmer, den Sitz- und Bewegungsalltag trotz Arbeitsbelastung und Zeitdruck durchaus unterbrechen. Die Ratschläge aber haben so’n Bart und verhallen bei einem Großteil der angestellten Menschen ungehört:
- Treppe statt Aufzug
- Stehpult bzw. Sitz-Steh-Tisch
- kurze Gehpausen (zum Kopierer!)
- Meetings im Stehen
- möglichst dreimal pro Stunde aufstehen
Der Süden kränkelt
Offenbar tun das alles die Menschen, die in Mecklenburg-Vorpommern leben, sind sie im Schnitt doch die gesündesten in Deutschland; die am meisten Kränkelnden wohnen laut der Studie in NRW. Bayern landet nur im Mittelfeld (vermutlich zu viel Bier und Schweinsbraten), Menschen aus dem Weinland Baden-Württemberg rangieren neben NRW ganz hinten. Und: Frauen leben gesundheitsbewusster als Männer. Nochmal erschreckend: In Europa sterben 1,2 Millionen Menschen im Jahr an Bewegungsmangel, behauptet das Frauenzimmer forsch. Doch krank machen auch andere Faktoren. Die Deutsche Krankenversicherung hinterfragte sie: Art der Tätigkeiten, Alter, Gewicht, Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol, Stressempfinden du dergleichen.
Tatsächlich hat sich der Zustand gegenüber 2010, dem Zeitpunkt des letzten DKV-Reports, durchaus noch verschlechtert. Gegenüber 14 Prozent der Befragten, die in allen Bereichen gut abschnitten, sind es jetzt nur noch elf Prozent! Über die Gründe lässt sich nur mutmaßen: Mangelnde Work Life Balance und mehr Beharrungsvermögen im Office oder Home Office aus Angst, nicht erreichbar zu sein?